Ja, die Toten Hosen. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten (oder überhaupt?), dass ich gleich zwei große Open-Air-Konzerte innerhalb weniger Monate sehe. (Die jährlichen Fest-Besuche lasse ich jetzt mal außen vor, denn die fühlen sich einfach komplett anders an.) Dazu noch zweimal auf dem Maimarkt in Mannheim. Das schreit geradezu nach einem haarkleinen Vergleich zwischen Guns N'Roses, den Hosen und dem jeweiligen Drumherum.
Tja, um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen, in fast allen Bereichen lagen bei mir die Toten Hosen vorn, bis auf zwei Ausnahmen vielleicht:
Zum einen sind zwar Hits wie z.B. Hier kommt Alex schon sehr weit vorne platziert in der Kategorie deutschsprachiger Rock, aber Songs wie Welcome to the Jungle, Paradise City und November Rain sind trotzdem noch mal eine ganz andere Liga.
Der andere Punkt ist natürlich dieser diffuse, aber nicht zu unterschätzende "Not in this Lifetime Faktor". Also dass man über zwanzig Jahre überhaupt gar nicht erst die Gelegenheit hatte ein Guns N'Roses Konzert - in dieser Besetzung - zu sehen. Das gleiche kann man von den Hosen nun wirklich nicht behaupten. (Meine Schwester gestand mir in ihrer Punk-Phase mal sechs Konzerte von denen in einem Jahr gesehen zu haben.)
Abgesehen davon wird es schon schwer Pluspunkte für Guns N'Roses zu finden. Die haben zwar eine ganze Stunde länger gespielt, aber dank der epischen Länge der meisten Stücke und Slashs Hang zur Improvisation hatten am Ende die Toten Hosen trotzdem die höhere Gesamtzahl an Liedern. Restliche Vorteile sind dann wirklich nur Nichtigkeiten. Weil nur halb so viele Besucher da waren, gab es dieses Mal auch weniger Toiletten, worüber sich meine weiblichen Begleiter beschwerten.
Aber nicht nur wegen den Besucherzahlen war es familiärer - obwohl 30.000 ja immer noch ziemlich viel sind. Man fragt sich schließlich immer ob Axl privat überhaupt noch irgendwelche Worte mit dem Rest der Band wechselt oder ob er 5 Minuten vor dem Gig auftaucht und direkt danach wieder im Hotel verschwindet? Gestern hingegen wurde jede der Vorbands von einem anderen Mitglied der Hosen persönlich angesagt und beim letzten Song von Feine Sahne Fischfilet stürmte Campino kurzerhand die Bühne um ein bisschen den Refrain mitzugröhlen.
Überhaupt eine schön abwechslungsreiche Auswahl von Vorgruppen. Triggerfinger habe ich zwar direkt nach dem Auftritt wieder vergessen (was mir bei der ihrem Fest-Auftritt vor ein paar Jahren auch nicht groß anders ging), aber Feine Sahne Fischfilet gefallen mir eigentlich mit jedem Mal besser. Wobei es definitiv von Vorteil ist nur ein kurzes Vorband-Set spielen zu müssen, wenn man musikalisch vielleicht nicht die abwechslungsreichste Band ist.
Zum Abschluss des Vorprogramms boten noch Flogging Molly sehr unterhaltsamen Folk Punk, musikalisch irgendwo zwischen Across the Border, den Krusty Moors und den Dropkick Murphys zu verorten.
Das Publikum war im Übrigen auch nicht so scheintot, wie noch vor ein paar Monaten. Obwohl es wieder bunt gemischt über alle Altersklassen war. Wobei der Altersdurchschnitt selbst sicherlich bedeutend niedriger lag, denn - offenbar der Tatsache geschuldet, dass Samstag war - es gab eine erstaunliche Menge jüngerer Kinder, die von ihren Eltern mitgeschleppt wurden. So jung, dass es inzwischen sogar schon ein Thema zwischen mir und Ute war, ob wir Rafael beim nächsten Mal mitnehmen sollen.
Was hingegen nur schwer zu finden war im Publikum: so was wie "echte" Punks. Ein einziges kleines Grüppchen ist mir den ganzen Tag über aufgefallen.
Ja, sie sind halt inzwischen Mainstream. Aber das bedeutet eben auch, dass jeder die Texte mitsingen kann. Auch hier ist der direkte Vergleich erhellend, denn wir standen praktisch genau gleich weit weg von der Bühne und trotzdem fiel es teilweise erst nach ein paar Momenten auf, wenn Campino mal bei einigen der größeren Hits das Singen der ersten Zeilen komplett dem Publikum überlassen hatte. Ich glaube jedenfalls nicht, dass diese plötzliche allgemeine Sangesfreude alleine an der Sprachbarriere liegt.
Dabei hätte er das ja gar nicht nötig gehabt, der Campino. Denn obwohl er nur ein paar Monate jünger ist als Axl Rose scheint er sich bedeutend besser gehalten zu haben. Von den Verschnaufpausen her und auch stimmlich. Oder sind Punksongs soo viel einfacher zu singen?
Ob der unterschiedliche Verschleiß nur an den Drogen liegt? Oder daran, dass man Campino hinter der Bühne bis zur zweiten Zugabe immer nur Weinschorle einschenkt, wie er sich mehrfach beschwerte?
Er mag nicht den mythischen Status eines Axl oder Slash besitzen, aber ein hervorragender Entertainer ist er auf jeden Fall.
Sonst? Dass die Großbildleinwände geschmackvoller genutzt wurden versteht sich eigentlich von selbst. Damit meine ich jetzt in ästhetisch grafischer Hinsicht. Irgendwelche Panzer hätte man da bei den Hosen sowieso nicht erwartet.
Weitere Highlights:
Eine punkiges Hannes Wader Cover - womit dann an diesem Abend gleich zwei von drei Liedern von der Beerdigung meines Vaters gespielt wurden
Bei Pushed Again wird das Publikum so sehr mit Bengalo-Pyro eingeräuchert, dass man sich beinahe ein bisschen fühlt, wie anno 2003 im Carl-Benz-Stadion gegen Waldhof. Wohingegen der Konfettiregen am Ende bei Tage wie diese wahrscheinlich auch bei einem Helene Fischer Konzert nicht deplatziert gewesen wäre.
Dass die Hosen jetzt auf einmal Schrei nach Liebe von den Ärzten covern, war also doch nicht nur exklusiv für das Benefiz-Konzert in Chemnitz am letzten Montag. Das Lied ist natürlich auch ein absoluter Klassiker des Deutschen Punkrock. Aber irgendwie ist es so, als würden die Rolling Stones plötzlich anfangen A Hard Day's Night zu spielen.
Schließlich entpuppte sich auch noch, dass einer der russischen Geiger aus dem Streichquartett (!), welches zu den balladenhafteren Liedern auf die Bühne gekarrt wurde, eine Stimme wie Brian Johnson von AC/DC hat und es wurde eine erstaunlich originalgetreue Version von T.N.T dargeboten.
Aber nun zu guter Letzt zurück zu der mit der meisten Spannung erwarteten Frage: Wie kommt man nun besser zum Maimarkt und zurück? Mit dem Auto oder mit der Bahn?
Das Konzert war um Punkt 23:00 zu Ende. (Offenbar eine harte Grenze des Veranstalters, denn zwischendurch war Campino so sehr in Eile, dass er Zehn Kleine Jägermeister entschuldigend abbrechen musste, als eigentlich noch vier kleine Jägermeister übrig waren.)
Zuhause waren wir ... jetzt kommt's ... um 23:50. Tja, sorry liebe Umwelt, der Punkt mit der Heimfahrtzeit geht klar ans Auto. (Das muss natürlich nicht immer so laufen, aber mehr Tricks als ein bisschen Mitdenken bei der Parkplatzwahl und, wie schon bei Guns N'Roses, ein flotter Aufbruch, sobald die letzten Töne verklungen sind, waren auch nicht nötig, um so schnell nach Hause zu kommen.)
Tja, um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen, in fast allen Bereichen lagen bei mir die Toten Hosen vorn, bis auf zwei Ausnahmen vielleicht:
Zum einen sind zwar Hits wie z.B. Hier kommt Alex schon sehr weit vorne platziert in der Kategorie deutschsprachiger Rock, aber Songs wie Welcome to the Jungle, Paradise City und November Rain sind trotzdem noch mal eine ganz andere Liga.
Der andere Punkt ist natürlich dieser diffuse, aber nicht zu unterschätzende "Not in this Lifetime Faktor". Also dass man über zwanzig Jahre überhaupt gar nicht erst die Gelegenheit hatte ein Guns N'Roses Konzert - in dieser Besetzung - zu sehen. Das gleiche kann man von den Hosen nun wirklich nicht behaupten. (Meine Schwester gestand mir in ihrer Punk-Phase mal sechs Konzerte von denen in einem Jahr gesehen zu haben.)
Abgesehen davon wird es schon schwer Pluspunkte für Guns N'Roses zu finden. Die haben zwar eine ganze Stunde länger gespielt, aber dank der epischen Länge der meisten Stücke und Slashs Hang zur Improvisation hatten am Ende die Toten Hosen trotzdem die höhere Gesamtzahl an Liedern. Restliche Vorteile sind dann wirklich nur Nichtigkeiten. Weil nur halb so viele Besucher da waren, gab es dieses Mal auch weniger Toiletten, worüber sich meine weiblichen Begleiter beschwerten.
Aber nicht nur wegen den Besucherzahlen war es familiärer - obwohl 30.000 ja immer noch ziemlich viel sind. Man fragt sich schließlich immer ob Axl privat überhaupt noch irgendwelche Worte mit dem Rest der Band wechselt oder ob er 5 Minuten vor dem Gig auftaucht und direkt danach wieder im Hotel verschwindet? Gestern hingegen wurde jede der Vorbands von einem anderen Mitglied der Hosen persönlich angesagt und beim letzten Song von Feine Sahne Fischfilet stürmte Campino kurzerhand die Bühne um ein bisschen den Refrain mitzugröhlen.
Überhaupt eine schön abwechslungsreiche Auswahl von Vorgruppen. Triggerfinger habe ich zwar direkt nach dem Auftritt wieder vergessen (was mir bei der ihrem Fest-Auftritt vor ein paar Jahren auch nicht groß anders ging), aber Feine Sahne Fischfilet gefallen mir eigentlich mit jedem Mal besser. Wobei es definitiv von Vorteil ist nur ein kurzes Vorband-Set spielen zu müssen, wenn man musikalisch vielleicht nicht die abwechslungsreichste Band ist.
Zum Abschluss des Vorprogramms boten noch Flogging Molly sehr unterhaltsamen Folk Punk, musikalisch irgendwo zwischen Across the Border, den Krusty Moors und den Dropkick Murphys zu verorten.
Das Publikum war im Übrigen auch nicht so scheintot, wie noch vor ein paar Monaten. Obwohl es wieder bunt gemischt über alle Altersklassen war. Wobei der Altersdurchschnitt selbst sicherlich bedeutend niedriger lag, denn - offenbar der Tatsache geschuldet, dass Samstag war - es gab eine erstaunliche Menge jüngerer Kinder, die von ihren Eltern mitgeschleppt wurden. So jung, dass es inzwischen sogar schon ein Thema zwischen mir und Ute war, ob wir Rafael beim nächsten Mal mitnehmen sollen.
Was hingegen nur schwer zu finden war im Publikum: so was wie "echte" Punks. Ein einziges kleines Grüppchen ist mir den ganzen Tag über aufgefallen.
Ja, sie sind halt inzwischen Mainstream. Aber das bedeutet eben auch, dass jeder die Texte mitsingen kann. Auch hier ist der direkte Vergleich erhellend, denn wir standen praktisch genau gleich weit weg von der Bühne und trotzdem fiel es teilweise erst nach ein paar Momenten auf, wenn Campino mal bei einigen der größeren Hits das Singen der ersten Zeilen komplett dem Publikum überlassen hatte. Ich glaube jedenfalls nicht, dass diese plötzliche allgemeine Sangesfreude alleine an der Sprachbarriere liegt.
Dabei hätte er das ja gar nicht nötig gehabt, der Campino. Denn obwohl er nur ein paar Monate jünger ist als Axl Rose scheint er sich bedeutend besser gehalten zu haben. Von den Verschnaufpausen her und auch stimmlich. Oder sind Punksongs soo viel einfacher zu singen?
Ob der unterschiedliche Verschleiß nur an den Drogen liegt? Oder daran, dass man Campino hinter der Bühne bis zur zweiten Zugabe immer nur Weinschorle einschenkt, wie er sich mehrfach beschwerte?
Er mag nicht den mythischen Status eines Axl oder Slash besitzen, aber ein hervorragender Entertainer ist er auf jeden Fall.
Sonst? Dass die Großbildleinwände geschmackvoller genutzt wurden versteht sich eigentlich von selbst. Damit meine ich jetzt in ästhetisch grafischer Hinsicht. Irgendwelche Panzer hätte man da bei den Hosen sowieso nicht erwartet.
Weitere Highlights:
Aber nun zu guter Letzt zurück zu der mit der meisten Spannung erwarteten Frage: Wie kommt man nun besser zum Maimarkt und zurück? Mit dem Auto oder mit der Bahn?
Das Konzert war um Punkt 23:00 zu Ende. (Offenbar eine harte Grenze des Veranstalters, denn zwischendurch war Campino so sehr in Eile, dass er Zehn Kleine Jägermeister entschuldigend abbrechen musste, als eigentlich noch vier kleine Jägermeister übrig waren.)
Zuhause waren wir ... jetzt kommt's ... um 23:50. Tja, sorry liebe Umwelt, der Punkt mit der Heimfahrtzeit geht klar ans Auto. (Das muss natürlich nicht immer so laufen, aber mehr Tricks als ein bisschen Mitdenken bei der Parkplatzwahl und, wie schon bei Guns N'Roses, ein flotter Aufbruch, sobald die letzten Töne verklungen sind, waren auch nicht nötig, um so schnell nach Hause zu kommen.)