Gästebuch des edlen Jahrgangs

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16814 Torsten
schrieb am 25. Juni 2018 um 15:12
Nach 25 langen Jahren war es für mich wieder so weit. Guns N’Roses noch einmal in (beinahe) Originalbesetzung mit Axl, Slash und Duff. Wer hätte da vor ein paar Jahren dran geglaubt, dass man sowas noch mal zu sehen bekommt?

So zerstritten wie sie all die Zeit waren, gibt einem diese Wiedervereinigung vielleicht sogar ein wenig Hoffnung, dass die Menschheit irgendwann doch noch in Frieden zusammenleben wird. Andererseits bei einer kolportierten Gage von 2,5 Millionen Euro pro Auftritt ist es natürlich gar nicht so schwer den Ärger runterzuschlucken.

Für das Geld kann man dann auch plötzlich überpünktlich anfangen und wahrscheinlich ist es deswegen nicht mal ein Wunder wenn Axl ausgiebig das Publikum angrinst und ihm zuwinkt – aber etwas seltsam ist letzteres schon.

Die Jugend kann man trotz allem nicht zurückholen.

Habe jedenfalls wieder gemerkt, warum ich in den letzten Jahren nicht auf so vielen großen Konzerten war. Das liegt nicht nur an den gesalzenen Eintrittspreisen, die da inzwischen verlangt werden. Es ist halt auch, dass man von unserem Fest in der Günther-Klotz-Anlage sehr verwöhnt ist: Sitzplatz und freie Sicht auf die Bühne, das gibt es nicht bei jedem Open Air. Dagegen wäre man gestern ohne die großen Monitore doch recht aufgeschmissen gewesen. Man musste sich hin und wieder auf die Zehenspitzen stellen, um sich zu versichern, dass die „Legenden“ da wirklich auf die Bühne rumtollen. Und diese Computeranimation, die bei den meisten Liedern im Hintergrund liefen? Oh Mann, wer hat sich denn die ausgedacht?

Das Publikum fand ich auch ziemlich lahm. Man soll sich nach ein paar Jahrzehnten zwar nicht zu sehr auf sein eigenes Gedächtnis verlassen, aber ich habe die Konzerte früher deutlich wilder in Erinnerung. Naja, inzwischen alles dem allgemeinen Altersschnitt angepasst.

Das Musikalische darf natürlich auch nicht unerwähnt bleiben. Da gab es ja im Vorfeld die schlimmsten Befürchtungen nach den Berichten aus Berlin. So schlimm wurde es dann zwar nicht, aber die absoluten Höchstwertungen würde ich für den Sound auch nicht unbedingt vergeben. Wobei es gerade die härteren, schnelleren Nummern waren, wo Axls Stimme doch etwas in Bedrängnis geraten ist. Viel besser funktionierten meiner Meinung nach die bombastischeren Sachen aus der Use Your Illusion Zeit (von denen ich zufälligerweise sowieso ein heimlicher Fan bin).

Jedenfalls kann man sich beim besten Willen nicht beschweren, dass irgendein Hit gefehlt hat. 3 Stunden und 20 Minuten von den ersten Takten bis zur Ende der Zugabe, das muss man in dem Alter auch erst mal leisten. Gut, Axls Verschnaufpausen wurden ausgedehnter, je länger das Konzert andauerte, aber es ist ja wohl auch schwer davon auszugehen, dass es Slash Spaß macht in der Zwischenzeit endlose Gitarrensoli zum Besten geben zu können.

Die Frage ist dann natürlich nicht ganz unberechtigt, ob das Niveau bei einem kürzeren Konzert nicht etwas höher gewesen wäre? Von den langen Improvisationen abgesehen hätte man locker zwei, drei Lieder streichen können und niemand hätte es gemerkt. Aber mal unter uns, dieser Ehrgeiz unbedingt 30 Lieder bei einem Konzert zu spielen, das ist doch genau die Art von Größenwahn, für den wir Guns N’Roses kennen und lieben. Zumindest bei mir ist es so.